Schreibmentoring
Juli 15, 2025
Wissenschaftliches Schreiben ist für viele Studierende eine Herausforderung – unabhängig vom Fach oder Studienjahr. Ob Hausarbeit, Essay oder Abschlussarbeit: Der Schreibprozess wirft oft Fragen auf, erzeugt Unsicherheit oder führt zu Aufschieberitis. Schreibmentoring setzt genau hier an: Es bietet individuelle Begleitung auf Augenhöhe und stärkt die Schreibkompetenz nachhaltig.
Doch wie funktioniert Schreibmentoring konkret? Wer sind die Mentor*innen? Und wie lässt sich das Format sinnvoll in die Hochschullehre integrieren?
Was ist Schreibmentoring?
Schreibmentoring ist ein niedrigschwelliges Unterstützungsangebot, bei dem erfahrene Studierende (Mentor*innen) andere Studierende (Mentees) beim Schreiben wissenschaftlicher Texte begleiten.
Typische Merkmale:
- Freiwillige, dialogorientierte Treffen
- Fokus auf den Prozess, nicht das Produkt
- Arbeit auf Augenhöhe, keine Bewertung
- Individuelle Bedürfnisse der Mentees stehen im Zentrum
Das Ziel ist nicht „perfektes Schreiben“, sondern die Stärkung von Selbstvertrauen, Struktur und Methodenbewusstsein im Schreibprozess.
Warum ist Schreibmentoring wichtig?
Schreiben ist eine zentrale akademische Kompetenz – wird aber selten systematisch gelehrt. Viele Studierende erleben den Schreibprozess als einsam, überfordernd oder unstrukturiert. Mentoring kann hier unterstützend wirken.
Vorteile für Mentees:
- Entlastung durch Gespräche mit Gleichgesinnten
- Konkrete Tipps zu Gliederung, Zeitmanagement oder Argumentation
- Motivation durch regelmäßige Reflexion
Vorteile für Mentor*innen:
- Ausbau eigener Beratungs- und Kommunikationskompetenz
- Vertiefung des eigenen Schreibwissens
- Anerkennung im Rahmen von Tutorien oder Qualifizierungsprogrammen
Auch Lehrende profitieren: Schreibmentoring kann Engpässe in der Betreuung auffangen und Schreibberatung dezentral ergänzen.
Wie läuft Schreibmentoring ab?
Es gibt keine Einheitsform – Schreibmentoring kann flexibel gestaltet werden. Gängige Formate:
Einzelmentoring: Persönliche 1:1-Treffen, z. B. einmal pro Woche
Gruppenmentoring: Austausch in kleinen Gruppen mit ähnlichem Schreibziel
Online-Mentoring: Per Videochat, Chat oder digitalen Tools (z. B. Etherpad, Google Docs)
Typische Inhalte:
- Schreibplanung und Zielsetzung
- Feedback zu Textabschnitten (inhaltlich oder formal)
- Überwindung von Schreibblockaden
- Austausch über Selbstorganisation und Motivation
📌 Wichtig: Mentoring ersetzt keine Fachberatung oder Lektoratsdienste – es ergänzt sie durch informelle, persönliche Begleitung.
Integration in die Hochschullehre
Schreibmentoring lässt sich auf unterschiedliche Weise mit der Lehre verknüpfen:
- Als begleitendes Angebot zu Lehrveranstaltungen mit Schreibanteilen
- In Schreibprojekten oder Kolloquien (z. B. zur Bachelorarbeit)
- Im Rahmen von Tutorien, Peer-Learning-Initiativen oder Lernzentren
- In Kombination mit Schreibwerkstätten oder Self-Learning-Modulen
Lehrende können Schreibmentoring fördern, indem sie:
- aktiv auf Angebote hinweisen
- Räume für Mentoring-Gespräche schaffen
- Studierende zur Teilnahme ermutigen
- Feedbackbedarfe gezielt an Mentor*innen weitervermitteln
Erfolgsfaktoren und Herausforderungen
Damit Schreibmentoring wirksam wird, braucht es gute Rahmenbedingungen:
Was fördert gelingendes Mentoring:
- Qualifizierte Mentor*innen mit Beratungskompetenz
- Freiwilligkeit und Vertrauen als Grundlage
- Klare Kommunikation von Rollen und Erwartungen
- Regelmäßigkeit und langfristige Begleitung
Typische Herausforderungen:
- Unklarheit über Abgrenzung zu Fachberatung → Lösung: Rollenklarheit zu Beginn klären
- Hoher Aufwand für Mentor*innen → Lösung: Schulung, Supervision und ggf. Anerkennung (z. B. ECTS)
- Geringe Bekanntheit → Lösung: Sichtbarkeit erhöhen durch Infoveranstaltungen, Lehrpläne und Websites
Fazit
Schreibmentoring ist mehr als Nachhilfe – es ist eine wertvolle Begleitung auf dem Weg zur eigenen Schreibstimme. Es hilft Studierenden, Herausforderungen im Schreibprozess zu meistern und Selbstsicherheit im wissenschaftlichen Arbeiten zu gewinnen.
Für Lehrende bietet es eine praxisnahe Ergänzung zur Betreuung. Für Mentor*innen ist es eine Möglichkeit zur eigenen Weiterentwicklung. Und für Studierende ist es oft genau der Impuls, den sie brauchen, um ins Schreiben zu kommen – und dranzubleiben.