Digitales Storytelling im Studium nutzen
Oktober 28, 2025
Geschichten sind seit Jahrtausenden das mächtigste Werkzeug, um Wissen zu teilen und Emotionen zu wecken. Im digitalen Zeitalter erlebt das Erzählen von Geschichten eine neue Dimension: Digitales Storytelling kombiniert Sprache, Bild, Ton und Interaktivität zu einem multimedialen Lern- und Lehrinstrument.
Im Hochschulkontext gewinnt diese Methode zunehmend an Bedeutung – sowohl für die Vermittlung komplexer Inhalte als auch zur Förderung von Kreativität, Medienkompetenz und kritischem Denken.
Laut dem OECD Education Report (2025) steigert der Einsatz von Storytelling im digitalen Lernen die Behaltensleistung um bis zu 30 %, insbesondere, wenn Studierende selbst Geschichten entwickeln.
Was ist digitales Storytelling?
Digitales Storytelling bezeichnet das Erzählen von Geschichten mit Hilfe digitaler Medien – etwa in Form von Videos, Podcasts, Blogs, interaktiven Präsentationen oder Social-Media-Beiträgen.
Definition:
Digitales Storytelling ist eine kreative Methode, bei der narrative Strukturen mit digitalen Technologien kombiniert werden, um Wissen, Emotionen oder Erfahrungen zu vermitteln.
Im Hochschulkontext dient Storytelling nicht nur der Wissensvermittlung, sondern auch der Reflexion und Identitätsbildung:
- Studierende erzählen eigene Lernwege oder Forschungserfahrungen.
- Lehrende nutzen Storytelling, um komplexe Themen anschaulicher zu machen.
- Teams gestalten digitale Projekte, die wissenschaftliche Inhalte emotional zugänglich machen.
💬 Zitat (Universität Zürich, 2024):
„Storytelling verwandelt Informationen in Bedeutung – und Bedeutung in nachhaltiges Lernen.“
Warum Storytelling im Studium funktioniert
Geschichten aktivieren Emotionen, Aufmerksamkeit und Erinnerung – drei zentrale Faktoren erfolgreichen Lernens.
Wirkmechanismen:
Emotionales Lernen: Emotionen fördern die Gedächtnisbildung.
Narrative Struktur: Eine Geschichte schafft logische Zusammenhänge.
Identifikation: Lernende erkennen sich in Figuren oder Situationen wieder.
Kreative Selbstwirksamkeit: Studierende erleben sich als aktive Gestalter*innen von Wissen.
Aktuelle Forschung (ETH Zürich, 2023; Cambridge University, 2025) belegt: Digitale Storytelling-Projekte steigern nicht nur die Lernmotivation, sondern auch Kollaboration, Medienkompetenz und kritische Reflexion.
Typen des digitalen Storytellings im Studium
| Storytelling-Typ | Merkmale | Einsatzbeispiel | 
|---|---|---|
| Persönliches Storytelling | Subjektive Erfahrungen oder Lernbiografien werden reflektiert und kreativ aufbereitet. | Studierende dokumentieren ihre Lernentwicklung in Video-Tagebüchern. | 
| Fachbezogenes Storytelling | Fachliche Themen werden in narrative Strukturen eingebettet, um Inhalte anschaulicher zu machen. | Ein Geschichtsstudienkurs erzählt historische Ereignisse aus Perspektive von Zeitzeugen. | 
| Forscherisches Storytelling | Wissenschaftliche Ergebnisse werden in Geschichten übersetzt, um Forschung verständlich zu vermitteln. | Ein Team erstellt ein animiertes Erklärvideo über Nachhaltigkeitsforschung. | 
| Interaktives Storytelling | Nutzer*innen können in die Geschichte eingreifen oder Entscheidungen treffen. | Gamified Learning: Studierende gestalten ein Lernspiel zur Ethik in der KI-Forschung. | 
| Kooperatives Storytelling | Mehrere Studierende entwickeln gemeinsam eine Geschichte über digitale Plattformen. | Ein Seminarteam schreibt kollaborativ ein digitales Magazin mit Storymaps und Podcasts. | 
Didaktische Ziele und Kompetenzen
Digitales Storytelling fördert nicht nur Mediennutzung, sondern auch reflektiertes, forschendes und kreatives Lernen.
Zentrale Lernziele:
- Förderung von Kreativität und digitaler Medienkompetenz
- Entwicklung kritischen Denkens und narrativer Ausdrucksfähigkeit
- Stärkung sozialer und kommunikativer Kompetenzen
- Integration theoretischer Inhalte in anwendungsorientierte Projekte
- Bewusstsein für ethische und ästhetische Aspekte digitaler Kommunikation
🎯 Praxis-Tipp: Kombinieren Sie Storytelling mit fachspezifischen Schreibaufgaben – z. B. Reflexionsblogs, Podcasts oder Visual Essays.
Digitale Tools für Storytelling im Studium
| Tool | Funktion | Didaktischer Nutzen | 
|---|---|---|
| Canva Video / Präsentationen | Gestaltung visueller Storys mit Vorlagen, Animationen und Audio. | Einfache Produktion von studentischen Projekten und Lehrvideos. | 
| Adobe Express | Story-Editor für visuelle und multimediale Präsentationen. | Ideal für storytelling-basierte Essays und Projektportfolios. | 
| Padlet | Virtuelle Pinnwand für kollaborative Geschichten und Feedback. | Fördert Kooperation und kreative Beteiligung. | 
| StoryMapJS | Interaktive Storys mit Kartenintegration und Zeitachsen. | Perfekt für geographische, historische oder sozialwissenschaftliche Themen. | 
| Anchor.fm / Audacity | Erstellung und Bearbeitung von Podcasts. | Eignet sich für forschungsorientiertes Storytelling und Interviews. | 
| Miro | Visuelles Whiteboard zur Strukturierung und Ideensammlung. | Hilft bei der Planung narrativer Konzepte in Gruppenarbeit. | 
💡 Beispiel: In einem Seminar der Universität Wien (2024) erstellten Studierende digitale „Science Stories“ mit Canva und StoryMapJS – das Ergebnis: mehr Eigeninitiative und bessere Verständlichkeit komplexer Forschungsthemen.
Storytelling-Prozess: Von der Idee zur digitalen Geschichte
| Phase | Beschreibung | Beispiel | 
|---|---|---|
| 1. Themenfindung | Auswahl eines relevanten Themas mit persönlichem oder wissenschaftlichem Bezug. | „Wie beeinflusst KI unseren Schreibprozess?“ | 
| 2. Narratives Konzept | Definition von Zielgruppe, Dramaturgie, Perspektive und Medium. | Podcast im Interviewstil mit drei Studierenden. | 
| 3. Storyboard & Planung | Visualisierung der Geschichte in Szenen, Sequenzen oder Kapiteln. | Skizze eines Storyboards mit Bildern und Tonideen. | 
| 4. Produktion | Aufnahme, Gestaltung und digitale Bearbeitung der Story mit ausgewähltem Tool. | Videoaufnahme mit Smartphone und Schnitt in Canva. | 
| 5. Präsentation & Feedback | Teilen der Ergebnisse über Lernplattformen oder Social Media. | Publikation auf Moodle mit Peer-Feedback-Runde. | 
| 6. Reflexion | Analyse des Lernprozesses, der Wirkung und der ethischen Aspekte. | Kurzbericht über die eigene Lernentwicklung und Herausforderungen. | 
Forschungsergebnisse 2023–2025
| Studie / Institution | Zentrale Erkenntnis | Jahr | 
|---|---|---|
| OECD Education Report | Storytelling-basierte Lehrmethoden steigern Verständnis und Motivation signifikant. | 2025 | 
| Universität Zürich | Storytelling fördert Transferdenken und kreative Problemlösung im Studium. | 2024 | 
| ETH Zürich | Digitale Geschichten erhöhen das Engagement in Online-Kursen um 35 %. | 2023 | 
| Universität Wien | Storytelling-Projekte verbessern Medienkompetenz und Reflexionsfähigkeit. | 2024 | 
| Cambridge University | Storytelling wirkt positiv auf die Empathieentwicklung in interkulturellen Gruppen. | 2025 | 
Herausforderungen und Lösungsansätze
Herausforderungen:
- Zeitaufwand und technische Barrieren
- Unterschiedliche Medienkompetenzen in Studierendengruppen
- Urheberrechts- und Datenschutzfragen
- Bewertung kreativer Leistungen
Lösungsansätze:
- Einführung von Mini-Workshops zu Video- und Audioerstellung
- Klare Bewertungsrubriken (Inhalt, Kreativität, Technik, Reflexion)
- Nutzung lizenzfreier Medienquellen (z. B. Pixabay, Unsplash, FreeSound)
- Integration von Peer-Feedback und Selbstreflexion in die Bewertung
🎯 Praxis-Tipp: Beginnen Sie mit kleinen Projekten (z. B. 2-minütige Video-Storys) und erweitern Sie den Umfang in späteren Semestern.
Fazit
Digitales Storytelling macht das Studium lebendiger, kreativer und interaktiver. Es verbindet wissenschaftliche Inhalte mit Emotion und Reflexion – und stärkt damit Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts: Kommunikation, Medienkompetenz und kritisches Denken.
Lehrende profitieren von motivierten Studierenden, Studierende von einem tieferen Verständnis der Inhalte.
🌱 Schlussgedanke:
Geschichten sind keine Abwechslung vom Lernen – sie sind Lernen in seiner lebendigsten Form.