Feedback in der Lehre
Juni 6, 2025
Feedback ist ein zentrales Element erfolgreicher Lehre. Es unterstützt Lernprozesse, fördert Reflexion und schafft Raum für Entwicklung – sowohl bei Studierenden als auch bei Lehrenden. Doch eine konstruktive Feedbackkultur entsteht nicht von selbst. Sie muss bewusst gestaltet, gepflegt und im Alltag gelebt werden.
In diesem Beitrag beleuchten wir, was eine gute Feedbackkultur ausmacht, welche Formen von Feedback sinnvoll sind und wie Lehrende und Studierende gemeinsam daran arbeiten können.
Was bedeutet „Feedbackkultur“?
Feedbackkultur beschreibt die Art und Weise, wie Rückmeldungen in einem Lernkontext gegeben, empfangen und verarbeitet werden. Sie basiert auf folgenden Grundprinzipien:
Wertschätzung: Feedback soll motivieren, nicht verletzen.
Offenheit: Kritik wird nicht als Angriff, sondern als Lernchance verstanden.
Dialog: Feedback ist keine Einbahnstraße, sondern ein Austausch.
Verbindlichkeit: Rückmeldungen führen idealerweise zu Veränderung.
Eine gute Feedbackkultur schafft Vertrauen und verbessert langfristig die Qualität von Lehre und Lernen.
Formen und Ebenen von Feedback
Feedback kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen und sollte immer zielgerichtet sein. Wichtige Unterscheidungen sind:
Lehrenden-Feedback an Studierende: z. B. Rückmeldung zu Leistungen, Verhalten oder Engagement.
Studierenden-Feedback an Lehrende: z. B. zur Didaktik, Struktur oder Verständlichkeit.
Peer-Feedback unter Studierenden: z. B. im Rahmen von Gruppenarbeiten oder Schreibprozessen.
Zudem gibt es unterschiedliche Formen:
- Mündlich oder schriftlich
- Direkt (spontan) oder geplant (z. B. am Ende eines Seminars)
- Individualisiert oder standardisiert (z. B. Fragebögen)
Wichtig ist, dass Feedback zeitnah, konkret und nachvollziehbar ist.
Feedback geben: Konstruktiv und lösungsorientiert
Gutes Feedback zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht wertend, sondern unterstützend wirkt. Eine hilfreiche Methode ist die WWW-Formel:
Wahrnehmung: Was habe ich beobachtet? („Mir ist aufgefallen…“)
Wirkung: Wie habe ich das empfunden? („Das hat dazu geführt, dass…“)
Wunsch: Was wünsche ich mir für die Zukunft? („Ich würde vorschlagen, dass…“)
Weitere Tipps:
- Ich-Botschaften statt Du-Vorwürfe
- Auf das Verhalten, nicht auf die Person beziehen
- Konkret statt allgemein bleiben („Die Struktur deiner Präsentation war klar.“ statt „War okay.“)
Feedback empfangen: Offen bleiben und reflektieren
Auch das Annehmen von Feedback will gelernt sein. Gerade kritische Rückmeldungen können verunsichern oder emotional herausfordern. Deshalb ist es wichtig, eine offene und reflektierte Haltung zu entwickeln:
- Nicht sofort rechtfertigen oder verteidigen
- Aktiv zuhören und nachfragen
- Feedback als Chance zur Weiterentwicklung verstehen
- Rückmeldung schriftlich notieren und später reflektieren
Lehrende können Studierende dabei unterstützen, indem sie regelmäßig Feedbackphasen einbauen und eine positive Fehlerkultur fördern.
Feedback systematisch in die Lehre integrieren
Eine starke Feedbackkultur lebt nicht nur von guten Einzelmomenten, sondern von Strukturen, die Rückmeldung ermöglichen und fördern. Beispiele:
- Regelmäßige Kurzfeedbacks nach Sitzungen (z. B. mit digitalen Tools wie Mentimeter, Moodle oder Feedbackkarten)
- Zwischenfeedback im Semester, nicht nur am Ende
- Peer-Review-Prozesse in Schreibprojekten
- Selbstreflexion mit Leitfragen: „Was habe ich heute gelernt? Wo habe ich noch offene Fragen?“
Lehrende profitieren dabei auch selbst: Durch konstruktives Studierendenfeedback lassen sich Inhalte und Methoden stetig verbessern.
Fazit
Feedback ist ein wertvolles Werkzeug im Lehr- und Lernprozess – wenn es bewusst, respektvoll und auf Augenhöhe gestaltet wird. Eine gute Feedbackkultur basiert auf Vertrauen, Offenheit und dem gemeinsamen Ziel, besser zu werden.
Für Lehrende bedeutet das: Raum schaffen für Rückmeldung, sich selbst als Lernende*r begreifen und Feedback als Entwicklungschance sehen. Für Studierende heißt es: mutig Fragen stellen, aktiv Rückmeldung geben und auch mit Kritik souverän umgehen.
Nur wenn Feedback gelebt wird, wird Lehre lebendig.