Peer-Feedback gestalten
Juli 15, 2025
Feedback ist ein zentraler Bestandteil erfolgreicher Lernprozesse – nicht nur durch Lehrende, sondern auch durch Mitstudierende. Peer-Feedback bietet Studierenden die Möglichkeit, sich aktiv mit den Arbeiten anderer auseinanderzusetzen, eigenes Wissen anzuwenden und zugleich wertvolle Rückmeldungen zu erhalten. Richtig umgesetzt, fördert es Reflexion, Kommunikation und Eigenverantwortung.
Doch wann ist Peer-Feedback wirklich wirkungsvoll? In diesem Beitrag zeigen wir, wie Lehrende Peer-Feedback sinnvoll integrieren und wie Studierende konstruktiv damit umgehen können.
Warum Peer-Feedback wertvoll ist
Peer-Feedback bringt Vorteile für beide Seiten – Gebende wie Empfangende.
Für Feedback-Gebende:
- Trainieren von Analyse- und Urteilsfähigkeit
- Reflexion eigener Lernprozesse
- Entwicklung einer differenzierten Perspektive
Für Feedback-Empfangende:
- Zusätzliche Perspektiven auf die eigene Arbeit
- Hinweise auf Unklarheiten oder Verbesserungspotenzial
- Motivation zur Weiterentwicklung
Darüber hinaus fördert Peer-Feedback soziale Kompetenzen wie Empathie, Gesprächskultur und konstruktive Kritik.
Rahmenbedingungen für gelungenes Peer-Feedback
Damit Peer-Feedback funktioniert, braucht es klare Strukturen und Vertrauen. Lehrende sollten folgende Aspekte berücksichtigen:
Transparente Ziele: Was soll erreicht werden? Welche Kriterien sind relevant?
Klare Anleitung: Wie soll Feedback gegeben werden? (z. B. schriftlich, mündlich, mit Leitfragen)
Zeitlicher Rahmen: Feedback braucht Zeit – sowohl zur Vorbereitung als auch zur Reflexion
Vertraulichkeit und Respekt: Ein wertschätzender Umgang ist essenziell
Einführungsphasen, in denen Feedback-Regeln gemeinsam erarbeitet oder geübt werden, schaffen Sicherheit und Akzeptanz.
Feedback geben: Konstruktiv und konkret
Studierende sind oft unsicher, wie sie Feedback formulieren sollen. Deshalb helfen einfache Regeln und Formate.
Die WWW-Formel:
Wahrnehmung: Was habe ich beobachtet? („Ich habe den Aufbau der Argumentation als klar empfunden…“)
Wirkung: Wie habe ich es erlebt? („…das hat mir geholfen, den Gedanken gut zu folgen.“)
Wunsch: Was könnte verbessert werden? („Vielleicht könnte der Übergang zwischen Abschnitt A und B noch flüssiger sein.“)
Weitere Tipps:
- Auf das Werk, nicht auf die Person beziehen
- Positives betonen, nicht nur Schwächen nennen
- Konkret statt allgemein („Der Einleitungssatz wirkt unscharf“ statt „Die Einleitung ist schlecht.“)
Feedback empfangen: Offen und aktiv nutzen
Feedback zu erhalten ist manchmal unangenehm – besonders wenn es kritisch ist. Doch gerade diese Rückmeldungen sind besonders lehrreich.
Was hilft beim Annehmen von Peer-Feedback:
- Zuhören ohne sofort zu bewerten oder zu rechtfertigen
- Notizen machen und Nachfragen stellen
- Feedback als Angebot sehen – nicht als Angriff
- Reflexion: Was nehme ich mit? Was lasse ich bewusst außen vor?
Lehrende können diesen Prozess unterstützen, z. B. durch Reflexionsbögen oder kurze Austauschphasen nach der Feedbackrunde.
Peer-Feedback sinnvoll in die Lehre integrieren
Peer-Feedback ist mehr als eine Methode – es ist ein Haltungselement in der Lernkultur. Damit es seine Wirkung entfaltet, sollte es wiederholt, ritualisiert und bewusst eingebunden werden.
Mögliche Einsatzformen:
- Zwischenfeedback zu Entwürfen oder Konzepten
- Peer-Review in Schreibphasen (z. B. Abstracts, Essays, Präsentationen)
- Wechselseitige Rückmeldung in Gruppenarbeiten
- Digitale Formate mit Tools wie Moodle, Etherpad, FeedbackFruits oder Peergrade
Fazit
Peer-Feedback ist ein wirksames Werkzeug zur Förderung von Lernprozessen – wenn es gut vorbereitet, begleitet und reflektiert wird. Es stärkt nicht nur fachliche, sondern auch soziale und metakognitive Kompetenzen.
Für Lehrende heißt das: Räume schaffen, Orientierung geben und Vertrauen ermöglichen. Für Studierende bedeutet es: Verantwortung übernehmen, wertschätzend kommunizieren und Feedback als gemeinsame Lernchance begreifen.
So wird aus Rückmeldung echtes Lernen auf Augenhöhe.