Digitale Tools gezielt auswählen
Juni 6, 2025
Digitale Werkzeuge bereichern den Unterricht – vorausgesetzt, sie werden sinnvoll eingesetzt. Lehrende stehen dabei oft vor der Herausforderung, aus einer Vielzahl von Tools die passenden auszuwählen. Was funktioniert wirklich im digitalen Klassenzimmer? Welche Tools unterstützen
Lernprozesse statt sie zu erschweren?
In diesem Beitrag zeigen wir praxisorientierte Kriterien, die Lehrkräften und Studierenden helfen, digitale Tools bewusst, zielgerichtet und nachhaltig auszuwählen.
1. Pädagogischer Mehrwert statt Technik-Faszination
Nicht jedes neue Tool bringt automatisch einen Mehrwert. Der wichtigste Grundsatz lautet: Didaktik vor Technik.
Fragen Sie sich vor dem Einsatz:
- Unterstützt das Tool meine Lernziele?
- Fördert es Interaktion, Motivation oder Selbstständigkeit?
- Können Lernende aktiv damit arbeiten – oder konsumieren sie nur?
Ein interaktives Whiteboard bringt beispielsweise wenig, wenn es nur zur einseitigen Präsentation dient. Ein kollaboratives Schreibtool wie Etherpad hingegen fördert aktives Mitdenken und Co-Kreation.
2. Benutzerfreundlichkeit und Zugang prüfen
Ein gutes Tool ist intuitiv nutzbar – für Lehrende und Lernende.
Checkliste zur Einschätzung:
- Ist eine Registrierung erforderlich?
- Funktioniert es auf verschiedenen Geräten (Smartphone, Tablet, PC)?
- Gibt es eine deutschsprachige Oberfläche oder Anleitung?
- Ist das Design übersichtlich?
Komplizierte oder überladene Tools führen schnell zu Frustration. Besonders im schulischen Alltag ist es wichtig, dass möglichst wenig technische Hürden entstehen.
Tipp: Lassen Sie Lernende Tools testen und Feedback geben – sie erkennen oft schneller, wo es hakt.
3. Datenschutz und rechtliche Aspekte berücksichtigen
Datenschutz ist kein Nebenthema – besonders nicht im Bildungsbereich.
Achten Sie auf:
- Serverstandort (bevorzugt in der EU)
- DSGVO-konforme Verarbeitung personenbezogener Daten
- Klare Angaben zum Datenschutz auf der Website
- Möglichkeit zur anonymen Nutzung
Beispiele für datensparsame Tools:
- TaskCards (digitale Pinnwand, DSGVO-konform)
- Tutory (Arbeitsblätter erstellen, aus Deutschland)
- H5P (interaktive Inhalte, lokal betreibbar)
Verzichten Sie auf Tools, bei denen nicht klar ist, wie mit Nutzerdaten umgegangen wird.
4. Passung zur Unterrichtsform und Gruppengröße
Nicht jedes Tool eignet sich für jede Unterrichtssituation.
Stellen Sie sich folgende Fragen:
- Benötige ich ein Tool für Gruppenarbeit oder Einzelarbeit?
- Ist die Nutzung synchron (live) oder asynchron (zeitversetzt)?
- Wie groß ist die Lerngruppe?
Breakout-Räume in Videokonferenzsystemen funktionieren gut bei kleinen Gruppen, während Lernmanagementsysteme wie Moodle oder itslearning auch große Gruppen strukturieren können. Asynchrone Tools wie Padlet oder Forum-Beiträge fördern zeitunabhängige Beteiligung.
5. Nachhaltigkeit und Weiterverwendbarkeit
Digitale Tools sind keine Einweg-Produkte. Überlegen Sie:
- Lässt sich das Tool mehrfach einsetzen?
- Können Inhalte gespeichert, exportiert oder weiterentwickelt werden?
- Ist das Tool offen genug für verschiedene Themen und Lernformen?
Ein Beispiel: Mit LearningApps lassen sich interaktive Übungen erstellen, speichern und in spätere Kurse übernehmen – ideal für nachhaltiges Material-Management.
Auch Open-Source-Lösungen oder browserbasierte Tools ohne Installation fördern nachhaltige Nutzung im Bildungskontext.
6. Integration in bestehende Systeme
Ein weiteres Kriterium ist die Frage nach der Kompatibilität:
- Lässt sich das Tool in Ihr LMS (z. B. Moodle, ILIAS) einbinden?
- Unterstützt es gängige Dateiformate (PDF, MP4, DOCX)?
- Gibt es Schnittstellen zu bestehenden Tools wie Zoom, MS Teams oder Google Workspace?
Je nahtloser sich ein Tool in die vorhandene digitale Infrastruktur einfügt, desto besser kann es im Alltag genutzt werden – ohne zusätzlichen Verwaltungsaufwand.
Fazit
Die Auswahl digitaler Werkzeuge sollte nicht spontan oder aus dem Bauch heraus erfolgen. Wer stattdessen systematisch prüft, ob ein Tool den Unterricht unterstützt, benutzerfreundlich ist, datenschutzkonform arbeitet und sich gut integrieren lässt, wird langfristig erfolgreicher und entspannter unterrichten.
Digitale Tools sind Mittel zum Zweck – nicht Selbstzweck. Wer diesen Grundsatz beherzigt, kann ihren echten Mehrwert entdecken: bessere Lernprozesse, mehr Beteiligung und flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten im digitalen Zeitalter.