OER nutzen
Juli 15, 2025
Lehr- und Lernmaterialien sind das Fundament jeder Bildungsarbeit. Doch viele davon sind lizenzrechtlich eingeschränkt, kostenpflichtig oder schwer zugänglich. Open Educational Resources (OER) bieten hier eine wertvolle Alternative: frei zugängliche, offen lizenzierte Materialien, die genutzt, verändert und weiterverbreitet werden dürfen.
Für Lehrende und Studierende eröffnen OER neue Spielräume für Kreativität, Zusammenarbeit und eine faire Bildung. Doch was genau sind OER, wo findet man sie – und wie lassen sie sich sinnvoll einsetzen?
Was sind OER?
OER sind freie Bildungsmaterialien, die unter offenen Lizenzen veröffentlicht wurden (z. B. Creative Commons). Dadurch dürfen sie:
- kostenlos genutzt werden
- legal verändert und angepasst werden
- weiterverbreitet und kombiniert werden
Sie können in ganz unterschiedlichen Formaten vorliegen:
- Texte (z. B. Skripte, Arbeitsblätter)
- Videos und Podcasts
- Präsentationen, Grafiken, Simulationen
- interaktive Übungen oder ganze Online-Kurse
Zentrale Idee: Bildung soll für alle zugänglich, teilbar und weiterentwickelbar sein.
Warum sind OER relevant für die Hochschullehre?
OER ermöglichen eine neue Qualität des Teilens und Kooperierens im Bildungsbereich:
Für Lehrende:
- Zeitersparnis durch vorhandenes Material
- Anpassbarkeit an den eigenen Kontext
- Förderung offener Lehrkulturen
- Möglichkeit, eigene Materialien sichtbar zu machen
Für Studierende:
- Kostenloser Zugang zu hochwertigen Lernmaterialien
- Einblicke in verschiedene Perspektiven und Formate
- Nutzung im Selbststudium, zur Wiederholung oder Prüfungsvorbereitung
OER tragen zur Chancengleichheit bei – besonders für Lernende mit begrenztem Zugang zu Fachliteratur.
Wo finde ich OER?
Es gibt zahlreiche Plattformen, auf denen OER gezielt gesucht und gefiltert werden können:
- OERinfo – zentrale Anlaufstelle mit Informationen und Beispielen
- Open Educational Resources Commons
- Zentralbibliothek für OER der Länder (ZOERR) – speziell für Hochschulen
- Serlo, ZUM.de oder Edutags – besonders für Schule, aber teils auch für Studium geeignet
- YouTube und Wikimedia Commons – über Filter nach CC-lizenzierten Inhalten suchen
Tipp: Achten Sie auf die konkrete Lizenzangabe (z. B. CC BY, CC BY-SA) und die Bedingungen für Nutzung und Veränderung.
OER in der Praxis nutzen und anpassen
Die Stärke von OER liegt in ihrer Flexibilität. Lehrende können Materialien auswählen, kombinieren, übersetzen oder in neue Kontexte übertragen.
So geht’s:
- Materialien gezielt für eine Veranstaltung adaptieren
- Inhalte mit eigenen Beispielen, Aufgaben oder Medien ergänzen
- Arbeitsaufträge für Studierende erstellen, bei denen sie selbst OER finden, bewerten oder weiterentwickeln
Wichtig: Bei veränderten Materialien sollte die Lizenz erhalten bleiben und die ursprüngliche Quelle angegeben werden („Namensnennung“).
Tools für die Bearbeitung:
- Canva, H5P, LibreOffice, Audacity – je nach Materialtyp
Eigene OER erstellen und teilen
Wer selbst Bildungsmaterialien erstellt, kann sie als OER veröffentlichen und damit andere unterstützen. Das stärkt nicht nur die eigene Lehrpraxis, sondern auch die Sichtbarkeit als Fachperson.
Schritte zur Veröffentlichung:
- Material didaktisch und rechtlich prüfen (z. B. Bildrechte, Quellenangaben)
- Passende Lizenz wählen (z. B. CC BY 4.0)
- Upload auf geeigneter Plattform (z. B. ZOERR, OER Commons, GitHub oder eigene Website)
- Sichtbarkeit erhöhen durch Schlagwörter, Kategorien und Kontextinfos
Tipp für Hochschulen: Manche Institutionen bieten Unterstützung durch OER-Beauftragte oder Medienzentren.
Fazit
OER sind ein mächtiges Werkzeug für eine offene, zeitgemäße und gerechte Bildungslandschaft. Sie fördern den Zugang zu Wissen, ermöglichen kollaboratives Arbeiten und entlasten in der Vorbereitung.
Für Lehrende bieten OER neue Impulse für die Gestaltung lebendiger Lehr-Lern-Szenarien. Für Studierende sind sie eine Chance, selbstbestimmter und ressourcenschonender zu lernen.
Ob nutzen, adaptieren oder selbst erstellen – OER sind ein zentraler Baustein für die Bildung von morgen.