Wiki in der Lehre
Juni 6, 2025
Wikis haben sich in der digitalen Hochschullehre als vielseitiges Werkzeug etabliert. Sie fördern das kollaborative Arbeiten, unterstützen die Entwicklung wissenschaftlicher Schreibkompetenz und ermöglichen transparente Lernprozesse. Doch wie genau lassen sich Wikis sinnvoll einsetzen? Welche didaktischen Chancen bieten sie – und worauf sollte man achten?
Was ist ein Wiki?
Ein Wiki ist eine digitale Plattform, auf der Inhalte gemeinsam erstellt, bearbeitet und strukturiert werden können. Das bekannteste Beispiel ist Wikipedia – doch auch in Lehrveranstaltungen lassen sich Wikis für vielfältige Zwecke nutzen.
Typische Merkmale:
- Inhalte sind versionierbar (jede Änderung ist nachvollziehbar)
- Mehrere Personen können gleichzeitig arbeiten
- Struktur und Navigation lassen sich flexibel anpassen
- Einfache Bedienung ohne Programmierkenntnisse
Viele Lernmanagementsysteme wie Moodle oder ILIAS enthalten bereits integrierte Wiki-Funktionen.
Didaktische Potenziale von Wikis
Wikis bieten zahlreiche pädagogische Vorteile – insbesondere im Kontext von forschendem, selbstgesteuertem und kooperativem Lernen:
Aktive Wissenskonstruktion: Studierende setzen sich aktiv mit Inhalten auseinander, statt sie nur zu konsumieren.
Kooperation und Kommunikation: Gemeinsames Schreiben fördert Austausch und Teamarbeit.
Transparente Lernprozesse: Dozierende können Lernfortschritte beobachten und gezielt begleiten.
Förderung digitaler Kompetenzen: Umgang mit Online-Redaktionssystemen, Quellenarbeit und Strukturierung von Inhalten.
Gerade bei projektbasierten Formaten oder zur Vorbereitung auf wissenschaftliches Schreiben sind Wikis besonders wirkungsvoll.
Einsatzszenarien in der Praxis
Wikis lassen sich flexibel und fachübergreifend einsetzen. Hier einige bewährte Beispiele:
Glossar oder Fachlexikon: Studierende erstellen Erklärungen zu zentralen Begriffen eines Seminars.
Gruppenprojekte: Gemeinsames Ausarbeiten von Themen, z. B. für eine Seminararbeit oder Präsentation.
Themensammlungen: Recherchierte Inhalte werden kollaborativ gebündelt (z. B. zu historischen Ereignissen, Theorien, Fallstudien).
Wissenschaftliches Schreiben üben: Einführungsveranstaltungen können mit Schreibübungen im Wiki ergänzt werden, z. B. mit Peer-Feedback.
Prüfungsvorbereitung: Gemeinsames Erstellen eines Lern-Wikis zur Wiederholung der Inhalte.
Der Vorteil: Ergebnisse bleiben dokumentiert und können auch nach dem Semester weitergenutzt werden.
Rollen und Verantwortlichkeiten klären
Für den erfolgreichen Einsatz ist eine klare Struktur und Aufgabenverteilung entscheidend. Lehrende sollten folgende Aspekte berücksichtigen:
- Wer übernimmt welche Abschnitte oder Themenbereiche?
- Wie wird die Qualität gesichert (z. B. durch Peer-Review)?
- Wie häufig wird überarbeitet?
- Wie läuft die technische Einführung ab?
Eine frühe Einführung in das Tool sowie klare Bewertungskriterien (falls benotet wird) helfen, Missverständnisse zu vermeiden.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Trotz aller Vorteile können beim Arbeiten mit Wikis auch Hürden auftreten:
Ungleichmäßige Beteiligung: Manche Gruppenmitglieder arbeiten mehr als andere → Lösung: Verbindliche Absprachen und regelmäßiges Monitoring.
Unsicherheit bei Inhalt und Sprache: Studierende sind sich oft unsicher beim wissenschaftlichen Schreiben → Lösung: Begleitende Schreibberatung, Musterseiten und Feedbackrunden.
Technische Einstiegshürden: Nicht alle sind mit Wikis vertraut → Lösung: Kurzanleitungen, Videos oder kurze Live-Einführungen ins Tool.
Transparenz, klare Kommunikation und kontinuierliche Begleitung sind zentrale Erfolgsfaktoren.
Fazit
Wikis bieten eine hervorragende Möglichkeit, kollaboratives und selbstgesteuertes Lernen im Hochschulkontext zu fördern. Sie machen Lernprozesse sichtbar, stärken Eigenverantwortung und trainieren zentrale akademische Kompetenzen.
Für Lehrende sind Wikis mehr als ein digitales Werkzeug – sie sind eine didaktische Chance, um Studierende aktiv in die Gestaltung von Wissen einzubinden. Für Studierende wiederum sind sie eine Einladung, Verantwortung zu übernehmen und wissenschaftliches Arbeiten gemeinsam einzuüben.
Wer frühzeitig plant, strukturiert begleitet und technische wie didaktische Aspekte berücksichtigt, wird mit produktiven Ergebnissen belohnt – und mit einer aktiveren Lernkultur.